16. April, 2017 – 27. Juni, 2017
1. Vorwort
Als Erstes möchten wir uns ganz herzlich für die letzten wunderschönen Monate bedanken. Die Zeit hier hat uns unglaublich viele schöne Eindrücke und Erfahrungen gebracht. Wir haben viel gelernt und sind mit der Zeit über uns hinausgewachsen, sodass wir nun auch etwas wehmütig zurückschauen.
2. Das Leben in der Bogenvillya
Nach einer Reise durch Sri Lanka kamen wir hier im Paradies an und waren zunächst etwas überfordert von all den neuen Eindrücken. Doch schnell gewöhnten wir uns an die wunderbaren Speisen (dank Wasantha und Chamil), an all die Gärtner und an “die boys”, die allzeit um uns herum wuselten und alles in Stand hielten. Ein weitläufiges Gelände mit gepflegtem Garten, umgeben von Palmen und anderen exotischen Pflanzen, bildet ein wunderschönes Umfeld zum Leben! Abgeschieden von jeglichem städtischen Lärm sind nur das Meer und die Tiere zuhören. In der Bogenvillya herrscht positive Energie. Diese konnte man besonders bei den lächelnden Mitarbeitern spüren, welche diesen Ort mit Leben füllen.
Unser Tag hier begann meist mit einer Stunde Yoga bei Nuwan. Dabei wurden wir regelrecht vom Yogafieber gepackt. Während wir zuhause zu faul zum Ausprobieren waren, lernten wir hier die verschiedenen Asanas auszuüben und genossen es, mit einem Lauten “and reelaax” frisch in den Tag zu starten. Nach dem Yoga empfing uns ein Teller mit frischen Früchten, Toast und grüner Suppe. Was für ein Luxus! Danach schwangen wir uns auf unsere Fahrräder und machten uns auf den Weg zu unseren advanced Schülern. Später setzte dieser Unterricht aus und wir hatten den großen Komfort, den Vormittag weiterhin in der Bogenvillya genießen zu können und immer genug Zeit zu haben, uns auf die Nachmittags-Klassen vorzubereiten. Nach dem Mittagsessen machten wir uns wieder auf den Weg in die Schule. Um Punkt sieben gab es dann Abendessen in der Bogenvillya, an welchem man immer nett mit den Gästen zusammensaß, sodass es zu einigen ausgelassenen und interessanten Gesprächen und Begegnungen kam. Hierbei gilt unsere Dankbarkeit Chamil und Wasantha, welche uns immer die tollsten Speisen zubereiteten und uns mit großer Freundlichkeit begegneten.
3. Unsere Arbeit in der Free Education Unit
3.1. Anfänge
Anfänge sind bekanntlich immer etwas schwieriger. So werden wir nie vergessen, wie es war, das erste Mal vor einer Klasse zu stehen und in dreißig neugierige und ertwartungsvolle Gesichter zu blicken. Doch auch die anfängliche Scheu ist schnell überwunden. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl für die Klassen. Wie streng muss ich sein, wie nett kann ich sein und wo ist die perfekte Mitte, um die volle Aufmerksamkeit der einzelnen Schüler zu haben.
Dabei fanden wir schnell heraus, dass sich jede Klasse unterscheidet. Während die Schüler der einen schon fast zu leise, ja geradezu schüchtern waren, befanden sich in der anderen vorlaute Schüler. Und auch die Kinder brauchten ihre Zeit, sich an uns zu gewöhnen. Dabei haben wir mit Freuden beobachtet, wie die Bereitschaft im Unterricht mitzumachen mit jeder Stunde wuchs. Und wenn wir dann am Ende die einzelnen Übungen korrigierten und sahen, dass das Thema verstanden wurde, war man umso glücklicher. Die Klasse der advanced Schüler war eine ganz besondere Erfahrung, da es sich hierbei um schon fast erwachsene Schüler handelt. Sie verziehen uns unsere anfängliche Nervosität und waren wirklich gewillt zu lernen, auch wenn sie zu Beginn sehr schüchtern waren und Anfangs mehr über kleine gekritzelte Zettel mit uns kommunizierten. Mit den Schülern sprachen wir über das Verfassen von formellen Briefen, Motivationsschreiben, Lebensläufen oder unter anderem auch ein bisschen über Deutschland und Europa. Mitte Mai hatten diese Klasse jedoch ihre Abschlussprüfung, bei der wir den Lehrern halfen zu prüfen, zu korrigieren und aufzupassen, dass niemand abschrieb. Von diesem Zeitpunkt an unterrichteten wir nur noch unsere Nachmittagsklassen, von denen wir nun im Folgendem berichten.
3.2. Grade 2
(Antonia)
Die kleinen Kinder der Stufe 2, so muss ich zugeben, sind wohl die süßesten. In Ihren kleinen blauen Schuluniformen und die Mädchen mit den blauen Schleifen im Haar. Sie schauen einen jede Woche aufs Neue mit großen Augen an und lächeln schüchtern. Zuerst beginnt der Unterricht mit einem Diktat, das ich manchmal vorlesen durfte, wobei die Schüler jedoch manchmal Schwierigkeiten hatten, meine Aussprache zu verstehen. Aber dadurch hatten wir immer etwas zum Lachen. Danach korrigierte ich die Diktate und nahm mir nacheinander einen Schüler heraus, der mir aus seinem “Picturebook” die neuen Wörter buchstabieren und vorlesen musste. Einmal wurde auch das Thema “Gute Manieren” besprochen und ich erzählte ihnen von meiner Heimat. Da vieles noch nicht verstanden wurde, übersetzte die Lehrerin am Ende der Stunde. Besonders süß war es, wenn die einzelnen Schüler nicht realisierten, dass ich kein Singhalesisch spreche, sie zu mir kamen und anfingen mir etwas zu erzählen. Dann war ich es, die sie mit großen Augen anschaute. Auch beobachtete ich gerne amüsiert, wenn die Schüler neue Wörter lernten und sie gemeinsam laut aussprachen. Am liebsten hätte ich mir manchmal dabei die Ohren zu gehalten, da die Kinder dabei fast schrien. Aber sie waren so enthusiastisch, dass es mir immer wieder Freude bereitete.
3.3. Grade 3
(Felicia)
Wenn man die Klassen der Stufe drei betritt, wird einem warm ums Herz. Schüchtern lächelnd und mit großen neugierigen Augen wird man in Empfang genommen. Vereinzelnd traut sich der ein oder andere auch einmal zu winken. Dann betritt Ms. Shanika das Klassenzimmer und es wird mucksmäuschen still. Alle schauen ihre Lehrerin erwartungsvoll an. Nach einem lauten “good afternoon teacher” geht es dann los. Es wird laut gelesen, gesungen, geschrieben und gemalt, sodass die Schüler den Spaß am Lernen gar nicht verlieren können. Fleißig werden die Übungen gemacht, um diese dann auch stolz zu präsentieren. Meine Aufgabe in der Stufe drei war mehr das Korrigieren einzelner Übungen. Die Kinder hätten dem Unterricht sonst noch nicht folgen können, doch auch dies hat mir großen Spaß gemacht. Vor allem war es schön zu sehen, wie aufgeregt und freudig die einzelnen Schüler die erlernten Sätze vorlasen. Ja, zu beobachten wie viel Spaß die Kinder am Unterricht hatten, bereitete mir große Freude! Am Ende jedes Unterrichts wurde man dann mit einem aufgeregten “teacherbye” und einem Lächeln entlassen.
3.4. Grade 4
(Felicia, Klasse 4-A)
Aufgrund diverser Feiertage, hatte ich die Schüler der Stufe vier leider nicht ganz so oft. Doch auch hier konnte man die Freude der Kinder am Lernen spüren. Immer wieder kamen einzelne Schüler im Unterricht zu mir und trugen mir neu erlernte Sätze wie “I like potato” vor. Nur um dann wieder schnell weg zu trippeln, um sich den nächsten potentiellen Satz zu überlegen. In Klasse vier führte ich den Unterricht schon teilweise alleine und half sonst der Lehrerin, indem ich zum Beispiel Diktate korrigierte. So erzählte ich den kleinen von den vier Jahreszeiten in Deutschland oder las eine Geschichte im Buch mit Ihnen.
(Antonia, Klasse 4-B)
In Stufe vier sprach ich viel mit den Schülern und sie mussten mir Dinge erzählen, die sie beispielsweise in Bildern sahen, welches Wetter auf den Bildern zu sehen war oder welche Eigenschaften die verschiedenen Jahreszeiten haben. Besonders liebten sie es, wenn ich ihnen Sternchen in das Heft malte, sobald sie eine Aufgabe ohne Fehler geschrieben hatten. Am Ende der Stunde erlaubte ich ihnen manchmal ein Spiel auszusuchen. Dies lief entweder auf “Hangman” oder “Simon says” hinaus, welche zudem auch Lernspiele sind. Dies bereitete der Klasse und mir immer viel Spaß und so hatten wir am Ende auch einen sehr guten Draht zueinander, wodurch der Unterricht immer sehr angenehm war.
3.5. Grade 5
(Antonia, Klasse 5-B)
Diese Klasse war etwas ganz Besonderes. Von Anfang an nahmen die Schüler mich auf und ich fühlte mich sofort wohl. Mit ihnen bearbeitete ich Themen, wie “introduce myself”, wobei ich den Anfang machte und die Kinder danach an der Reihe waren. So erfuhr ich viel über die Lieblingsfarben, -essen, -getränke und -blumen. Zusammen malten und beschrieben wir Plakate und vor allem lachten wir gemeinsam. Alles an mir war in ihren Augen “beautiful”.
(Felicia, Klasse 5-A)
Auch diese Klasse, hatte ich aufgrund der Feiertage und schulischer Functions nicht so oft im Unterricht. Doch ist diese mir trotzdem sehr ans Herz gewachsen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, die Klasse still zu halten, hatte ich den Dreh schnell heraus und es hat mir viel Spaß gemacht, die Kinder spielerisch zu unterrichten. So haben wir Plakate gemalt, Dictations geschrieben, Arbeitsblätter besprochen und bearbeitet oder gelernt wie man sich korrekt auf Englisch vorstellt. Auch hier konnte ich die Lernbegeisterung spüren.
3.6. Grade 6
(Felicia, Klasse 6-A)
Die Klasse sechs ist eine eher schüchterne Klasse, welche jedoch immer fleißig und gewissenhaft ihre Übungen machte. In dieser Klasse habe ich hauptsächlich grammatische Themen besprochen und es war mir ein großes Anliegen, dass diese auch von jedem Einzelnen verstanden wurden. Dies war aufgrund der Größe der Klasse manchmal mehr oder weniger schwierig, trotzdem habe ich bei den Schülern einen großen Fortschritt gesehen. Denn während ich am Anfang mit meiner Lehrerrolle noch nicht ganz vertraut war, waren die Kinder sehr still und trauten sich oft nicht meine Fragen zu beantworten. Jedoch gewöhnten wir uns mit der Zeit aneinander und ich habe mit Freuden feststellen können, dass sich mit der Zeit immer mehr Schüler meldeten. So konnte ich auch Beispielaufgaben gemeinsam mit der Klasse an der Tafel lösen. Als in der letzten Stunde dann fast alle Kinder aufzeigten, war ich wirklich glücklich. Es zeigte mir, dass diese das Thema verstanden hatten. Ich sagte nur sehr ungern “Goodbye”.
(Antonia, Klasse 6-B)
In dieser Stufe stand vor allem Grammatik im Vordergrund. Ich machte viele Tafelbilder und die Schüler sollten mir ihre eigenen Beispielsätze geben. Fleißig und leise erledigten sie ihre Aufgaben und ein Strahlen erhellte ihre Gesichter, sobald ich “really good” sagte. Die Schüler gaben fleißig Antworten und waren glücklich, wenn ich sie aufgerufen hatte. Dieser Eifer versetzte auch mich immer in eine gute Laune und auf den Weg nach Hause freute ich mich bereits auf die nächste Stunde mit ihnen.
3.7. Grade 7
(Felicia)
Meine Siebener sind sehr große Klassen, sodass es mir manchmal schwerfiel einen Überblick über die einzelnen Schüler zu haben. Auch in diesen Klassen unterrichtete ich überwiegend grammatische Themen. Ich begann die Stunde meist mit einem Tafelbild und Erklärungen zum Thema. Dann gab ich viele Beispiele und ließ die Klasse mit mir ein paar Beispielsätze auf dem Whiteboard bilden. Danach sollten die Schüler die Aufgaben im Buch zum Thema eigenständig bearbeiten. Nachdem sie fertig waren, korrigierte ich die Aufgaben einzeln und erklärte den jeweiligen Schülern ihre Fehler. Dies funktionierte meist sehr gut, da die Kinder ein sehr unterschiedliches Arbeitstempo haben. Und trotzdem war es bei 30 Schülern nicht immer ganz einfach, und so war ich oft etwas unter Zeitdruck. Jedoch gab ich mein Bestes und konnte meist mit Freuden feststellen, dass nicht allzu viele Fehler vorlagen.
3.8. Grade 8
(Felicia)
Die Klassen der Stufe acht sind sehr unterschiedlich. Während die eine eher stiller ist, waren die Schüler der anderen eher vorlaut. Das lag vor allem auch daran, dass sich in der einen Klasse überwiegend Jungen befanden. In diesen Klassen habe ich Texte oder Lieder besprochen, aber auch grammatische Themen durchgenommen und viele Beispielsätze mit der Klasse gebildet. Generell konnte ich bei Schwierigkeiten jederzeit auf die Unterstützung der anderen Lehrer zählen, welche mir viel Vertrauen und Freundlichkeit entgegenbrachten.
3.9. Grade 9
(Antonia)
In dieser Stufe saß ich meistens nur sehr wenigen Schülern gegenüber, was immer sehr angenehm war. Jedoch waren die nun schon Jugendlichen auch am schweigsamsten. Und erst zum Ende meiner Zeit hier trauten sich mehr als nur ein oder zwei Schüler Antworten zu geben. Im Vordergrund des Unterrichts stand das “Pupils book”, aus welchem die Jugendlichen die Texte laut vorlesen mussten und ich die Aussprache verbesserte. Im Anschluss bearbeiteten sie Aufgaben zu den jeweiligen Texten, die ich dann korrigierte oder mit ihnen durchging. Jedoch konnte ich auch über ihre Wünsche und Pläne in der Zukunft sprechen, wobei jeder Schüler bereits eine Vorstellung dazu hatte. Besonders gerne hörten sie mir zu, wenn ich von Deutschland erzählte.
3.10. Grade 10
(Antonia)
Diese Stufe war sehr ähnlich zu den Neunern. Vor allem lasen wir Texte und beantworteten die jeweiligen Fragen dazu. Jedoch war diese Klasse sehr viel fauler und redeten lieber mit mir, anstatt die Aufgaben zu beantworten. Da dies aber auch eine sehr gute Übung für sie war, ließ ich sie manchmal gewähren. Zum Ende der Stunde bekam ich dann mindestens einmal: “teacher no, please, we are tired” zu hören.
3.11. Besondere schulische Ereignisse
Wir hatten das große Glück an den einen oder anderen schulischen Ereignis teilhaben zu dürfen. So gab es in einer Woche eine “Function”, an welcher die verschiedenen Klassen und auch die Lehrer vorsangen. Die Lehrerinnen trugen weiße, wunderschöne Saris und hatten sich nur für diesen Anlass zurechtgemacht. Dies war wirklich sehr schön mitanzusehen und wir waren berührt, wie viel Mühe sich alle gaben. Am Tag danach hatten die Englisch-Klassen einen Präsentationstag, an welchen ausgewählte Schüler aus den jeweiligen Klassen kurze Vorträge auf Englisch über bestimmte Themen hielten. Die Kleinen sangen oder trugen kurz etwas über Ahungalla vor. Die Älteren stellten sich vor oder erzählten kurze Geschichten. Eine Lehrerin hielt einen kurzen Vortrag über richtiges Benehmen beim Essen und auch wir trugen eine kurze Power-Point Präsentation über Deutschland und Bayern vor. Hier gab wirklich jeder sein Bestes. In unserer letzten Woche fuhren wir mit Mr. Prabath und anderen ausgewählten Lehrern zu zwei Schulen, welche in den von Fluten schwer betroffenen Gegenden liegen. Dort verteilten wir kleine Geschenkpakete mit Büchern, Stiften und anderen Dingen. Es war uns wirklich eine Ehre bei diesem Ereignis dabei sein zu dürfen und es hat uns sehr gerührt zu sehen, wie dankbar die Kinder und auch die Lehrer der anderen Schulen waren. Eine der Lehrerinnen hielt ihre Dankesrede auf Englisch, um Rücksicht auf uns zu nehmen. Dies hat uns sehr ergriffen und wird für immer eine besondere Erinnerung bleiben.
4. Abschiedsworte
Wir würden gerne nochmal unsere große Bewunderung für diese Organisation aussprechen. Dieses Projekt ist wirklich einzigartig und es ist schön zu sehen, wie die Menschen mit Freude und Eifer hier arbeiten. Wir haben die letzten zwei Monate in der one world foundation wirklich genossen und sind jeden Tag wieder gerne in die Schule gefahren. Die Arbeit mit den Kindern hat uns große Freude bereitet. Hierbei sind wir auch den Lehrern sehr dankbar, die uns viel Vertrauen entgegenbrachten. Wir werden diesen Ort und auch die freundlichen Menschen hier sehr vermissen. Auch das Land Sri Lanka fasziniert uns sehr mit seiner wunderschönen Natur und den offenen und freundlichen Einwohnern. Wir hoffen sehr, eines Tages zurückzukommen.